Kein Mann großer Worte, kein Mann großer Taten

Marvin (24) aus Graz hatte gestern seinen ersten Kuss mit mir. Kurioserweise hatte er schon Sex gehabt ohne jemals zuvor geküsst zu haben.

Wie das zu Stande gekommen war? Laut seinen Erzählungen hatte er sein erstes Mal mit 22 mit einer jungen Frau (23), die in einer offenen Beziehung war und es interessant fand, ihn zu entjungfern. Doch in ihrer offenen Beziehung gab es die Regel: Sex ja, aber küssen bleibt dem Partner vorbehalten. Somit war genau das nun mein Glück gewesen. 🙂

Marvin hatte mich vor wenigen Monaten auf Joyclub angeschrieben gehabt und bei mir mit seiner unerwarteten, längeren, niveauvollen Mail gepunktet. Es folgte über Wochen eine längere Konversation, in der die Mail immer länger wurden. Außerdem war der Überhammer, dass er auch genau meinem „Beuteschema“ entsprochen hatte: Lange Haare, aus der schwarzen (Gothic/Metal) Szene stammend, ruhig, schüchtern und eben Kuss-Jungfau! Er verstand meine Freude und Euphorie zwar über letzteres gar nicht, freute sich aber dennoch, dass unser Kontakt sich so vielversprechend entwickelt hatte.  Und so kam es dann, dass wir uns „in der Mitte“ trafen. 3h Zugfahrt trennten unsere beiden Wohnorte voneinander, daher fuhren wir von uns daheim nach Wr. Neustadt, welche 1,5 Stunden von uns entfernt war.

Ich begrüßte ihm, indem ich ihm die Hand gab, denn er wirkte wirklich SEHR distanziert, und war wirklich auch sehr ruhig – aber darauf war ich ja vorbereitet gewesen. Dank Google Maps war ein Park in der Nähe des Bahnhofs bald gefunden gewesen und so kam es, dass wir gemütlich dort spazieren gingen.

Der Weg dort hin war gesprächstechnisch nicht so der Bringer – ein paar Smalltalksätze gewechselt, das war’s. Aber so ist das nun mal bei ruhigen, schüchternen Gesellen. Es war dann nur die Frage, ob ich es schaffe, ihn ein Wenig „aufzutauen“, oder nicht.

Ich konnte Marvin vom ersten Moment des persönlichen Eindrucks gut leiden. Die Chemie schien also zu stimmen. Grundsätzlich hatte er auch schöne, klare, braune Augen, schöne Gesichtszüge, der Vollbart den er sich wachsen hatte lassen, standen ihm und die langen, naturschwarzen Haare zu einem Zopf geflochten, ebenso. Seine Stimme empfand ich als besonders wohlklingend. Er sprach angenehm ruhig und bedächtig. Doch wenngleich ich ihm das mit der Stimme auch als Rückmeldung gegeben habe, wie ich das sehe und empfinde, so sagte er, dass er generell eigentlich gar nicht gerne redet. Deshalb sei er auch von 16-18 in Therapie gewesen. Dass er heute „so viel“ mit mir spreche, würde er seiner Psychologin verdanken.

Als wir aus dem Stadtgebiet raus waren und in den Akademiepark einbogen, fühlten wir uns beide sichtlich wohler. Weg vom Straßenlärm und weg von den anderen Leuten die da herumwuselten.

akademiepark2.jpg(Bild von Christopher Radlinger )

Dort, in der Natur angekommen, schien es, als könnten wir beide nun aufatmen. Ich besonders, denn als Empath spürte ich seine Anspannung mit. Das war zwar einerseits anstrengend, aber andererseits wiedermal faszinierend zu beobachten, wie ich Gefühle in mir fühle, wo ich weiß: Die einen sind meine, und die anderen, die ich mir nicht erklären kann warum ich so fühle, die krieg‘ ich von ihm rübergeschwappt. Und das was ich mir für mich nicht erklären konnte warum ich so fühle, das war massive Anspannung. Ich fühlte mich, als ob man mich in ein imaginäres Korsett steckt und man das immer enger und enger schnürt, sodass mir immer mehr die Luft wegbleibt und ich deshalb immer schwerer atmen kann. Versuche da mal bei sowas freundlich und entspannt nach außen hin zu wirken…

Als ich es nicht mehr aushielt, fragte ich, ob ich seine Hand nehmen darf. „Okay…?“ war darauf seine zögerliche Antwort. Daraufhin hielten wir Händchen. Er sagte, das sei ungewohnt für ihn aber fühle sich nicht schlecht an. – Na immerhin. 🙂

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Das Händchenhalten beruhigte mich – und ihn, so kam es mir vor, irgendwie auch.
Wir gingen dann eine Weile schweigend nebeneinander her, denn er war nach wie vor kein Mann großer Worte. Als die erste Bank kam, fragte ich ihn, ob er sich ein Weilchen setzen wolle, oder lieber weitergehen. Mit verschrecktem, unsicheren Blick erwiderte er zaghaft: „Weiß nicht…?“ Aber dann hatte er sich doch dazu entschieden, sich etwas mit mir zu setzen. Gut. 🙂

Auf der Bank hielten wir weiter Händchen, gingen alles gaaanz langsam an. Und in aller Langsamkeit wanderte auch seine andere Hand langsam und zögerlich auf meinen Oberschenkel und begann ihn zu streicheln. Na immerhin – ein Anfang. Juhu!

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Nach einer Weile merkte ich auch, wie die Anspannung (durch die Berührungen) bei mir nach und nach verschwand… Das tat gut und so konnte ich den nächsten Schritt machen: Ich fragte ihn, ob ich sein Gesicht streicheln dürfe. Er wieder: „Okay…“ Und so streichelte ich vorsichtig und zärtlich über seine Wange. Aber das brachte auch noch nicht den gewünschten Effekt, dass er sich besser entspannen kann. Also ging ich noch einen Schritt weiter und fragte ihn, ob ich ihn umarmen dürfe. Er nickte etwas irritiert aber genoss es letztendlich merkbar, da er tiefer zu atmen begann und sich mit seinem Kopf in meine Schulter hineinbegab. Er schien sich tatsächlich allmählich zu öffnen, was mich sehr freute. Nach der Umarmung begannen allmählich auch seine Augen zu lächeln. Vorher wirkten sie richtig kalt und wie eine Wand – sehr distanziert.

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Vom Umarmen ging es dann mit streicheln weiter. Ich legte mich in seine Arme und er wagte es nun, auch mein Gesicht zu streicheln und meinen Kopf zu kraulen. Ich sagte daraufhin, dass ich am liebsten nun wie eine Katze losschnurren wolle. Ja, man merke, dass er ein Katzenmensch war, denn kraulen und streicheln konnte er ziemlich gut – wenn auch noch etwas zaghaft.

Auch diese Form des Körperkontakts führte zu einem weiteren Öffnen seinerseits. Das Streicheln wurde dann intensiver und als ich ihm über den Kopf streichelte, hatte ich das Bedürfnis, ihn ein wenig abzubusseln. Er ließ dies zu und allmählich machte sich auch merkbare Erregung bei ihm breit. Für mich war alles gut bis da hin, ich hätte auch nicht mehr machen müssen, aber er ließ es zu, dass ganz behutsam aus dem vielen Abbusseln auf die Wange, es langsam zu ein paar Bussis auf den Mund übergingen. Und schließlich, traute er sich mit mir seinen ersten Kuss zu haben. 🙂

Die ersten „Gehversuche“ diesbezüglich waren, wie es nun mal am Anfang so ist, zaghaft, vorsichtig, unbeholfen, aber nach gefühlten 5 Minuten hatte er voll den Dreh raus und eine gewisse Harmonie mit meinen Bewegungen stellte sich ein. Schön! Echt schön! Danach gab es kein Halten mehr und er schien nicht genug davon zu bekommen. 🙂

So kam es also dann, dass ich weiter erfragte, ob ich mich denn auf seinen Schoß setzen dürfe, und auch hier willigte er ein. Wir waren beide höchst erregt und knutschten wild und intensiv auf dieser Parkbank herum. Keiner von uns beiden war gekommen, aber das war auch nicht wichtig. Es ging um das Rummachen und die schöne Zeit miteinander zu genießen. Und das taten wir offenbar beide. 🙂

Kurz vor 11:00 waren wir vom Bahnhof weggegangen und als wir dann auf die Uhr schauten war es 13:53 – Waaaahnsinn wie die Zeit verflogen war! Da hätt ich nie damit gerechnet, dass so viel Zeit verstrichen war! Also sprach das eindeutig für uns. Weil mir langsam die Zehen einfroren, machten wir uns dann auf den Rückweg und aßen in einem Restaurant beim Bahnhof dann noch unser verspätetes Mittagessen. Und aus‘ m Bauchgefühl herhaus hab ich ihn dann auch gleich zu meiner demnächst stattfindenden Geburtstagsparty eingeladen. Denn so soll es bestenfalls für mich sein: Freundschaft-Plus, wo ich wirklich auch auf die Freundschaft dahinter wert lege.

Nun gut, mal schauen, was hierbei dann herauskommt – ob er sich traut, meinen Freunden zu begegnen. Man darf gespannt sein…

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