„Et voilà Mademoiselle – das Essen ist angerichtet.“

Heute möchte ich von zwei Kennenlerntreffen der letzten Zeit berichten.

Treffen 1:  Von diesem Treffen hatte ich mir gar nichts erwartet. Es war als ein ganz harmloses, unspektakuläres Kennenlerntreffen angedacht. Ich wusste so gut wie gar nichts über ihn außer seinen Vornamen und den Jahrgang (1990), dass er in seiner Freizeit erotische Fantasy schreibt und gerne fotografiert. Ich hätte ihn – nennen wir ihn Lorenz – im Juli bereits kennenlernen sollen, weil er dort wandern war, wo ich gerade einen Sommerjob hatte (Nähe Mariazell) und deshalb hatte er sich bei mir gemeldet, weil er in der Gegend war und ich jemandenin meiner Freizeit von dort zum Kennenlernen gesucht hätte. Es hat sich aber wegen meinem Dienstplan kein Treffen ergeben, weshalb das persönliche Kennenlernen noch ausständig war und heute nachgeholt wurde.

Es war ein angenehm warmer, 25 Grad sonniger Tag in Wien und wir trafen uns bei meinem Lieblingstreffpunkt – der Donauinsel, um dort ein wenig spazieren zu gehen. Ich war mit Picknickdecke ausgerüstet, für den Fall der Fälle, dass wir uns dann ans Wasser setzen (so geschah es dann auch).

Optisch war er nicht so wirklich mein Typ. Er hatte eine schlanke Figur, dunkelblonde Haare mit einem Bürstenhaarschnitt, einen Vollbart und kleine vom Abstand eher enger zusammenstehende Augen. (Ich habe festgestellt, dass der Augenabstand für mich von Bedeutung ist: Zu weit auseinander spricht mich nicht an und zu eng zusammen auch nicht.) Bei der Begrüßung hatten wir uns umarmt und er hatte für mich in dem Moment (durch das Anheben seiner Arme bei der Umarmung) intensiv nach Schweiß gerochen. Da wusste ich noch nicht so recht, was ich von diesem Geruch halten sollte – und optisch hatte ich ihn schon mal für mich abgeschrieben gehabt. Ich war deshalb von einem Kennenlernspaziergang ohne Körperkontakt ausgegangen.

Wir gingen also beim Handelskai über die Brücke und plauderten. Und auf der anderen Seite der Brücke angekommen, steuerte ich ein Plätzchen im Grünen am Wasser an. Mir war sein Zeitlimit schon vor unserem Treffen bekannt gewesen: Er hatte knapp zwei Stunden Zeit für mich, danach war er zum Abendessen mit Freunden verabredet. Für mich vorab vollkommen ausreichend, da ich mir ja nichts Großartiges bei dem Blind Meeting erwartet hatte (einfach weil wir vorher nichts Persönliches in Sachen schriftlicher Kommunikation gestartet hatten, und ich daher vorab keinen ersten, persönlichen Bezug aufbauen konnte).

Also breitete ich schließlich nah am Wasser die Decke aus und wir setzten uns drauf und plauderten weiter – über Berufliches, unsere Erfahrungen auf dieser Erotikplattform wo wir uns kennengelernt haben und über Privates aus der Kindheit. Alles in allem ein „ganz nettes“ Gespräch. Nett, aber eben nicht mehr.

Nach der ersten Stunde erzählte er mir dann, von seinem ersten Treffen über diese Seite mit der ersten Dame. Sie seien etwas trinken gegangen und es sei einfach nur schräg gewesen, weil sie ganz anders ausgesehen hatte als auf dem Foto. Und als er sie darauf angesprochen hatte, sei das Gespräch nur noch bergab verlaufen und sie hatte sich passiv-aggressiv verhalten. Nach insgesamt 5 ausgemachten Treffen sei ich nun das zweite richtige Treffen, denn die anderen drei hätten ihn versetzt – ohne jegliches Kommentar. Da sei er einfach schon froh, dass ich tatsächlich aufgetaucht bin. Mehr Erwartungen habe er dann auch deswegen gar nicht an unser Treffen gehabt.

In weiterer Folge wollte ich dann seine Eindrücke von mir und dem Treffen bisher wissen. Wie aus der Pistole geschossen kam in Bezug auf mich: EHRLICH, FREUNDLICH, BODENSTÄNDIG. Ich lachte erleichtert auf und sagte ihm, dass ich froh sei, dass er das Wort „nett“ nicht verwendet habe. Er winkte ab: Nett sei die kleine Schwester von Scheiße, das wisse doch jeder und wolle auch niemand wirklich hören. Da gab ich ihm erfreut Recht.

Dann fragte ich noch weiter, wie er sich denn mit mir fühle. Er schilderte mir daraufhin, dass er die ersten 5 Minuten sehr nervös gewesen sei (was ich ihm nicht angemerkt hatte) und dann sei es eh gegangen, denn ich mache es ihm sehr leicht, dass er sich wohlfühlt um entspannt und in weiterer Folge auch seine Unsicherheiten anzusprechen. Das empfand ich als sehr schönes Kompliment. 🙂

Am Anfang saßen wir uns gegenüber, aber wir waren dann in die liegende Position „mit Sicherheitsabstand“ gewechselt. Als er mir energetisch zu nah in meine Wohlfühlzone gekommen war, bat ich ihn, dass er etwas weiter weg rutscht und er nahm es hin ohne nachzufragen, warum. Aber dann wollte er wissen, was ich auf der Plattform suche und ich antwortete ehrlich: „Nach Frauen.“ Daraufhin er: „Na da bin ja ich die absolut falsche Zielgruppe.“ Ich erwiderte: „Ja, aber mit dir war eben noch das Treffen ausständig.“ Er: „Das find ich sehr löblich von dir.“

Und dann fragte er weiter, wie es mir denn mit ihm so ergangen sei und hemmungslos ehrlich wie ich war, legte ich los: „Naja, also… für mich ist das Treffen so wie Essen: Es ist angerichtet  und du weißt, du könntest essen wenn du wolltest, aber man hat gar keinen Hunger.“ Er staunte über meinen Ausdruck und meinte dann, dass es ihm irgenwie genauso gehe.

Wir lagen dann in weiterer Folge auf der Picknickdecke weiter herum und plauderten bis in den Sonnenuntergang hinein, bevor er dann weiter zu einem Abendessen mit Freunden musste. Beim Abschied küssten wir uns dann doch, aber es war jetzt nicht irgendwie was Besonderes für mich.

***

Treffen 2:  Gestern auf einer Geburtstagsfeier: Ich hatte Sebastian (1988) kennengelernt, mit dem ich mich auf der Feier über die unterschiedlichsten Themen unterhalten habe. Unter anderem war ich erstaunt, wie offen er damit umgeht, dass er immer wieder „etwas konsumiert“ (MDMA, Ketamine,..) und in weiterer Folge erfuhr ich, dass er am heutigen Abend auf Speed drauf sei.

Er hatte den Eindruck gemacht, als würde da was laufen können mit uns, denn die Sympathie war dafür offensichtlich da. Und auch in diesem Szenario wieder: Ich hätte können wenn ich wollte, aber ich wollte auch hier nicht. Mir ist derzeit einfach nicht danach.

Ist es der Übergang zum Herbst? Werde ich einfach alt? Keine Ahnung… Aber ich muss es wohl so hinnehmen wie es ist. Bringt eh nicht, irgendwas erzwingen zu wollen. Manchmal hat man halt einfach keinen (sexuellen) „Hunger“.

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