Tanzen, kuscheln, frei sein, sexy fühlen beim Erotic Dance

Was hat ein Event namens „Erotic Dance“ mit Kuscheln zu tun? Nun, wie ich gestern für mich herausfinden durfte, eine ganze Menge.

Im Oktober war ich in der Schwelle Wien und nahm dort an besagtem Event teil.
Ich war nicht zum ersten Mal dort, aber zum ersten Mal bei dieser Veranstaltung. Deshalb war ich schon neugierig und gespannt, was mich dort erwarten würde.

Der Beschreibungstext auf der Schwelle Wien Seite lautete dazu so:
An diesem Abend kommen wir bei unserer eigenen Erotik, unserem eigenen “mich sexy fühlen” im Tanzen an.

Wenn Alle im Raum das Fühlen, entsteht automatisch ein Knistern, geradezu ein Glühen in der Luft.

Wir sind mit unserem Fühlen bereits erfüllt und sind deshalb unabhängig und müssen nicht aneinander ziehen.

Darin liegt die Freiheit und der sichere Rahmen sich anzunähern, wo und in welchem Maße es sich gut anfühlt.

An dieser Stelle schauen wir uns genau an, wie unsere Körper in Schönheit und Freiheit miteinander fließen können, um diesen Gefühlen mit anderen gemeinsam Ausdruck zu verleihen.

Wir erforschen, wie man solche tänzerischen Begegnungen über einen langen Zeitraum aufrecht erhält.

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Es hatte sich ergeben, dass ich die Erste dort war und somit hatte ich genügend Zeit um mich einzustimmen. Eine ansprechende Musik dazu lief bereits im Hintergrund. Da ich mich in der warmen, hellen, freundlichen Location der Schwelle immer sehr wohl fühle, hatte ich den Impuls Zettel und Stift auszupacken und meine Gedanken festzuhalten:

Ich wusste/merkte schon als Teenager „ich bin anders.“ Hier in der Schwelle hat mein Anders-sein endlich den Raum und Platz den es verdient. Hier kann und darf ich so sein, wie ich bin, hier habe ich genug Space für mich zum Atmen, Loslassen und Frei-sein – das macht diesen Ort für mich zu einem weiteren (seelischen) Wohlfühlplatz.

Der Workshop dauerte von 19:00-22:00 Und wurde von einer ca. 15 minütigen Pause in zwei Teile unterteilt. Im ersten Teil ging es um das Ankommen bei sich selbst. Sich zu spüren, welche Bewegungen einem gut tun, womit man sich wohl fühlt und wie weit man sich vor den anderen in der Runde zeigen möchte.

„Die anderen“ waren in meinem Fall an dem Abend (außer mir) zwei Frauen und 5 Männer. Von der hohen Männeranzahl war ich überrascht, da ich doch angenommen hatte, dass hier mehr Frauen mit dabei sein würden. Ein Mann in der Runde hatte mir es da besonders angetan gehabt. Er war ein 1975er Jahrgang (wie ich später erfahren sollte) und wir hatten uns draußen schon kurz unterhalten.

Nach der Pause im zweiten Teil ging es dann um die Annäherung an ein Gegenüber – egal ob Frau mit Frau, Mann mit Mann oder Mann-Frau gemischt. Was mit mit Stolz erfüllte, war die Tatsache, dass der Vortragende mich auswählte um ein Aufeinander-zugehen zu demonstrieren und mich hierfür als seine Tanzpartnerin auswählte. Ich fühlte mich geehrt, denn sonst war mir das noch nie wo widerfahren. (Im Gegenteil früher, wenn man Schulmannschaften wählte, gehörte ich zu den letzten die aufgerufen wurden.)

Nachdem ich zurück in den Tanzkreis „entlassen“ wurde, tanzte ich dann mit einem anderen Mann und den anderen zwei Frauen – jeweils ohne Körperkontakt. Doch dann war Mr. 1975 an der Reihe. Ich freute mich sehr, ENDLICH auch mit ihm tanzen zu können, denn das war es, was ich eigentlich schon seit der ersten Begegnung draußen beim Kennenlernen gewollt hatte – ihm näherkommen.

 

Und so kam es dann, dass wir uns passend im Rhythmus bewegten und uns tatsächlich auch körperlich näher kamen, So nahe, dass es genau das war, als was es tituliert war: Ein erotischer Tanz.

Die Erotik liegt in der Langsamkeit

Wie wir vom Daniel (dem Vortragenden) erfahren hatten, liegt die Erotik in der Langsamkeit (man denke an einen Strip – wenn sich eine schnell auszieht, is da nix mehr dabei…). Und so fanden sich also unsere Körper langsam, sinnlich, erforschend zueinander… Unsere Arme berührten sich, unsere Hände und wir verschmolzen immer mehr zu einer sich gemeinsam wiegenden Einheit. Und weil es chemietechnisch so harmonierte mit uns, wollten wir beide gar nicht mehr aufhöre. Uns viel es schwer, voneinander zu lösen. Es wurde immer heißer, verschwitzter, der Herzschlag erhöhte sich und auch der Atem wurde schwerer…

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Wahrlich, das was wir da instinktiv, ohne Worte ablieferten, DAS war ein erotischer Tanz ohne Gleichen. Mir persönlich wurde dann das Außen egal, es verschwamm alles irgendwie und mein Fokus war nur noch bei ihm, bei seinen starken Armen, seinem angenehmen Duft, seinem Oberkörper, der angenehm fest, ohne mich dabei zu erdrücken, an mich gepresst war. Bei seinen sanften, respektvollen Berührungen, die mich nicht gleich ausgrapschten – wie ich es von manchen Discolocations schon ungut erfahren durfte.

Und deshalb, weil es so schön und intensiv für uns beide war, tanzten wir so die zweite Hälfte des Abends gemeinsam, separiert von der Gruppe durch. Am Ende, bei der Reflektionsrunde, sprach Daniel das an: Dass uns das passiert war, was bestenfalls passieren konnte: Die Chemie passt mit jemandem und man tanzt, man verbindet sich energetisch, man verschmilzt zu einem – und all das kann und dürfe sein und hier gäbe es auch den geschützten Rahmen dafür. Das sei alles gut so wie es war und dass es nicht nachteilig für uns gewesen sei, als wir uns von der Gruppe separierten, da wir genau das tun sollten: In uns hinspüren, was für UNS in dem Moment am besten passt, am besten stimmig ist und den Kopf bei Seite lassen.

Was aber nicht heißen müsse, dass so eine Begegnung auf so einer energetischen-tanz-berührungs-Ebene dann dazu führt, dass man seine Beziehung deswegen mit dem Partner/der Partnerin zu Hause in Frage stellen müsse. Und dass, nur weil man eben gemeinsam tanzt, es nicht bedeuten MUSS, dass es deswegen auch zu „mehr“ kommt (im Sinne von einer Begegnung auf einer sexuellen Ebene).

Tanzen ist eine Form von Loslassen – ein Leben im Moment. Und genau das haben wir zwei auch gemacht. Im Anschluss daran bestellen sich einige aus der Gruppe noch ein Essen und wir saßen noch gemütlich eine Weile zusammen und plauderten. So kam es dann dazu, dass wir nach dem Essen noch miteinander kuschelten. Wir wollten das fortführen, was sich vorhin so gut angefühlt hatte.

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Also begaben wir uns auf Schaumstoffmatten die dann ausgebreitet waren, und kuschelten noch eine Weile – als Ausklang. Und das tat uns beiden so gut. Er meinte dann noch zu mir: „Danke dass du du bist. Hätte nicht gedacht, heute hier einen so wertvollen Menschen zu treffen.“ Dieses Kompliment war für mich so schön und gab mir 10x mehr als ein „du bist so sexy“.

PS: Das Erotic Dance findet meist 1x im Monat in der Schwelle statt. Ich persönlich kann es nur empfehlen – Daniel Schatzdorfer macht als Vortragender seine Sache richtig gut – habe mich dort sehr gut aufgehoben und wertgeschätzt gefühlt.

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